B) Eisenbahnbau und Korruption (Frankreich und Großbritannien während der Industrialisierung, ca. 1830-1890)


Die Industrialisierung nimmt einen zentralen Platz in der europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts ein. Der Bedeutungszuwachs der Industrieproduktion und ihre sozialen Folgen beeinflussten aber auch auf die Handlungsspielräume politischer Herrschaft. Mit der zunehmenden Differenzierung ökonomischer und politischer Macht stellte sich die Frage, wie das Verhältnis von Staat und Wirtschaft zu organisieren war. Insbesondere die Gefahr des illegitimen Einflusses ökonomischer Interessen auf staatliches Handeln wurde von Kritikern beschworen.

Untersucht wird dieses Thema anhand des Eisenbahnbaus in der Jahrhundertmitte. Die Natur der Eisenbahntechnik brachte es mit sich, dass sie ohne staatliche Konzession und Intervention (Enteignungen) nicht gebaut werden konnten. Außerdem war der Eisenbahnbau und -verkehr ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur des Landes, weswegen er ein starkes Interesse der politischen Akteure auf sich zog; häufig stand die Frage einer Verstaatlichung im Raum (vor allem in Frankreich).

Ausgangspunkt für die Studie sind Korruptionsvorwürfe gegenüber Eisenbahnunternehmern. Folglich steht das Verhalten von Eisenbahnunternehmern bzw. ihren Agenten gegenüber Akteuren in Staat und Verwaltung, insbesondere in den Parlamenten im Mittelpunkt. Große Aufmerksamkeit wird der Frage gelten, ob und wie die Beteiligten über ihr Verhalten reflektierten. Mithin geht es um die Rechtfertigung der Handlungen nach innen und um das entsprechende Selbstbild (etwa: Ehrbarkeit). Mit Blick auf die Korruptionskommunikation soll gefragt werden, ob eine öffentliche Thematisierung die Praktiken und ihre Rechtfertigungen veränderte.

Das Projekt wird bearbeitet von Christian Ebhardt.

 

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