Die heutige Auffassung der Korruption ist eng verbunden mit dem modernen, bürokratisch verfassten Staatswesen und der Trennung zwischen privaten und öffentlichen Belangen. Beide Phänomene prägten sich entscheidend in der europäischen Sattelzeit aus. Das Forschungsprojekt wird daher zwischen der Mitte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verortet, wobei insbesondere die Staats- und Verwaltungsreformen um 1800 eine zentrale Bedeutung einnehmen.
Diese Reformen, die eine Vielzahl von Regelungsbereichen zwischen Staatsverfassung und Lokalverwaltung betrafen, stellten öffentliches Handeln auf eine neue Grundlage, indem sie die zuvor bestehende Normenkonkurrenz weitestgehend verdrängten. Die alten Formen des Klientelismus und der Patronage wurden delegitimiert – auch wenn es in der Praxis weiterhin vielfältige Formen der Begünstigung und Verflechtung gab. Das neue Amtsverständnis für Staatsdiener und Inhaber öffentlicher Posten wurde in dieser formativen Phase entscheidend geprägt und bildet den Schwerpunkt der ersten Teilstudie
Das Projekt wird bearbeitet von Robert Bernsee.